Himmlers „Schätze“
Möbelstücke aus menschlichen Knochen? Eine Ausgabe von „Mein Kampf“ – gebunden in Menschenhaut? So unfassbar es erscheint – auch diese Geschichte stimmt. Leider.
Berichtet hat sie Martin Bormann, das älteste von zehn Kindern des Sekretärs Hitlers, Martin Bormann.
1944, im Alter von 14 Jahren war er einmal mit zwei jüngeren Geschwistern und seiner Mutter Gerda bei Hedwig Potthast im Haus Schneewinklehen zu Kakao und Kuchen eingeladen:
„…und plötzlich sagte ganz feierlich Hedwig Potthast, sie möchte ihnen nun etwas sehr Interessantes vorführen, eine sehr eigene Sammlung ihres Chefs.“, erzählt Martin Bormann 60 Jahre später dem Journalisten und Autor Stephan Lebert. „Sie ging hinauf in das Dachgeschoss und öffnete einen Raum. Da standen Tische und Stühle, gemacht aus Teilen menschlicher Körper. Bei einem Stuhl war die Sitzfläche ein bearbeiteter Beckenknochen, bei einem anderen waren die Stuhlbeine aus Menschenbeinen samt Menschenfuß. Dann zeigte Frau Potthast eine Ausgabe von Mein Kampf, gebunden aus der Haut eines menschlichen Rückens.“
Bormann erinnert sich noch wie heute, wie medizinisch-nüchtern sie das alles erklärte. Wie geschockt und versteinert er und seine Schwester waren und wie die ebenfalls verstörte Mutter draußen sie dann versuchte zu trösten, mit dem Hinweis, dass Himmler ihrem Vater, dem Senior-Bormann, eine solche Mein-Kampf-Ausgabe schicken wollte und er dies entsetzt abgelehnt habe. Das war ihm zuviel, wirklich, sagte die Mutter.“ (Aus: Norbert und Stephan Lebert: Denn Du trägst meinen Namen. Das schwere Erbe der prominenten Nazi-Kinder. Wilhelm Goldmann Verlag, München 2002, S. 102f)
Martin Bormann fand nach Kriegsende zum katholischen Glauben. Er trat in die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Missionare ein, wurde zum Priester geweiht und arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Religionslehrer in Hagen. 1996 veröffentlichte er seine Lebenserinnerungen unter dem Titel „Leben gegen Schatten“ im Bonifatius/Kontur Verlag Paderborn.